Ein weiterer kleiner Ausschnitt von „Was du liebst lass frei“
Schon nicht mehr ganz so sicher trat Maria vor den Postmitarbeiter hinter dem Tresen. „Hallo, ich bin Maria. Ein gewisser Juliano hat ein Päckchen für mich hinterlegt.“
Glanz trat in die Augen des schlaksigen jungen Mannes, und voller Vorfreude griff er nach einem Paket unter dem Tresen. Den ganzen Tag über hatte er es nicht aus den Augen gelassen und gehofft, dass es noch während seiner Schicht abgeholt wurde. Freundlich lächelnd räusperte er sich: „Frau Maria. Da Ihr Nachname dem Absender nicht bekannt war, wurde das Paket mit einem Passwort hinterlegt. Wären Sie so freundlich?“
Maria blickte verdrossen. „Muss das wirklich sein? Ich glaube kaum, dass hier sehr viele Marias hereinspaziert kommen und nach einem Päckchen von Juliano fragen.“
„Tut mir leid“, brachte er liebenswürdig hervor. „Vorschrift ist Vorschrift!“
Maria sammelte all ihren Mut und murmelte leise: „Oh ja, oh ja, Juliano. Du bist mein Hengst. Der Liebesgott unter all den Göttern.“
Mit offenem Grinsen blickte der Postbeamte in Marias hochrotes Gesicht, beugte sich leicht nach vorn und meinte: „Könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen? Etwas lauter, und den Namen ‚Juliano‘ durch ‚Andreas‘ ersetzen?“
Hinter Maria begann ein junger Mann laut zu lachen.
„Ich bring ihn um!“, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. Mit dem Päckchen unterm Arm rannte sie rasch zu ihrem Wagen und gab Gas.
Eure J.J.